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Freies Campen in Europa – erlaubt oder nicht?

20.07.2022 - Die skandinavischen Länder wie Schweden oder Norwegen sind für ihre unbeschreibliche Natur bekannt und laden zum Wandern ein. Oft sieht man auf Feldern oder am Waldrand Zelte stehen. Aber ist das auch überall in Europa möglich?

Lesedauer: 5 Minuten

Welche Regeln gelten in Deutschland?

Das Campen in Naturschutzgebieten, Naturreservoirs, Nationalparks und Landschaftsschutzgebieten ist absolut verboten.

Zelten im Wald ist laut Wald- und Forstgesetz ebenso ausdrücklich verboten. Trotzdem darf jeder in Deutschland den Wald zur Erholung betreten, sofern diese Flächen nicht aus besonderen Gründen gesperrt sind (z. B. Holzeinschlag, Kulturfläche).

Mit welchen Strafen muss ich rechnen?

Die Strafen werden von den einzelnen Ländern angesetzt und können mehrere Tausend Euro betragen. Nach dem Bußgeldkatalog 2022 beträgt die Strafe für das Zelten in einem Landschaftsschutzgebiet in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 5.000 €, wobei in den meisten Bundesländern die Strafen eher geringer ausfallen.

Was muss ich zusätzlich beachten?

Wichtig ist, dass beim Wild-Campen niemals die Eigentumsrechte anderer Menschen verletzt werden dürfen. Ebenso besteht aus Sicherheitsgründen ein Verbot von Wild-Campen in Jagdregionen und in Küstendünen oder auf Strandwällen.

Welche Alternativen gibt es zum Wild-Campen in Deutschland?

Eine Alternative bieten Trekkingplätze. Trekkingplätze besitzen nur ein absolutes Minimum an Versorgung, wie etwa ein Toilettenhäuschen, verlangen dafür aber auch einen Unkostenbeitrag. In manchen Bundesländern wie Schleswig-Holstein sind Trekkingplätze sogar kostenlos.

Eine weitere Alternative sind Roadsurfer-Spots. Hier stellen Privatpersonen Privatgelände zur Verfügung, auf dem legal gezeltet werden kann. Die Kosten hierbei beginnen an der Nordsee ab 12 €, belaufen aber im Durschnitt auf 20 €. Am Bodensee sind die Preise ähnlich, der günstigste Platz ist ebenfalls für 12 € zu haben, durchschnittlich liegt der Preis für einen Spot bei 25 bis 30 €.

Wie finde ich Trekkingplätze und Roadsurfer-Spots?

Da die Trekkingplätze in Deutschland immer beliebter werden, hat der deutsche Alpenverein eine Übersicht über Trekkingplätze in Deutschland auf seiner Website erstellt.

Roadsurfer-Spots lassen sich bequem über die die gleichnamige App oder im Internet in Deutschland und Österreich finden.

Strand und Düne an Ostsee
Auf solch traumhaften Küstendünen und Strandwällen ist das Zelten in Deutschland leider verboten.

Was gilt in den Nachbarländern von Deutschland?

Österreich

In Österreich ist die Übernachtung auf freien Flächen grundsätzlich untersagt. Allerdings greifen je nach Bundesland auch hier andere Regeln. In Waldgebieten darf aber unter keinen Umständen gezeltet werden. Im Gebirge, oberhalb der Baumgrenze, gibt es aber Ausnahmen. In den Bundesländern Vorarlberg, in der Steiermark, Oberösterreich und im Burgenland sind die Auflagen weniger restriktiv und das freie Campen im Ödland oberhalb der Baumgrenze erlaubt. In anderen Bundesländern, u. a. in Kärnten, Niederösterreich oder auch Tirol ist das Campen außerhalb von Campingplätzen verboten.

Schweiz

In der Schweiz ist wildes Campen verboten. Je nach Kanton ist es oberhalb der Baumgrenze erlaubt ein Zelt aufzuschlagen. Allerdings sollte man auch hier auf etwaige Verbotsschilder auf Auen und in Felsnähe achten, besonders während der Brutzeit von Vögeln. Auch muss auf Berghütten Rücksicht genommen werden. Hier sollte auf jeden Fall Rücksprache mit dem Besitzer gehalten werden, um genügend Abstand zur Hütte zu halten.

Frankreich

In Frankreich gelten ähnliche Regeln wie in Deutschland: Das freie Campen ist erst einmal verboten. Besonders in der Nähe von Sehenswürdigkeiten oder in Strandnähe gibt es sehr strenge Kontrollen. Manche Gemeinden stellen aber spezielle Flächen zum Campen zur Verfügung. Im Zweifel sollten Sie sich an das Rathaus oder die Touristeninformation wenden.

Niederlande und Belgien

Auch in diesen beiden Ländern ist das freie Campen verboten. Es gibt aber eine ganz legale Möglichkeit für eine Übernachtung in der Natur, das sogenannte Paalkamperen – auf Deutsch Pfahlcampen. Hier ist es erlaubt, im Umkreis von zehn Metern um den gekennzeichneten Pfahl drei Tage lang zu übernachten.

Dänemark

In Dänemark herrscht ein grundsätzliches Verbot, was das wilde Campen betrifft. Es gibt jedoch eine Ausnahme: In 40 Wäldern im ganzen Land kann gezeltet werden. Es gibt auch ausgeschriebene Naturlagerplätze, auf denen gegen eine geringe Gebühr gezeltet werden darf. Besondere Vorsicht ist in Strandnähe geboten. Hier ist das Zelten untersagt und wird auch meist streng kontrolliert.

Wie sieht es in anderen Europäischen Staaten aus?

Italien

Das Verbot zum freien Campen betrifft in Italien nur Land in staatlichem Besitz. Das heißt natürlich nicht, dass auf Privatgrundstücken keine Einschränkung besteht. Es muss dabei immer die Genehmigung des Grundstückeigentürmers vorliegen. Wer ein paar Worte italienisch spricht, sollte auf jeden Fall sein Glück versuchen und einen Landwirt um Erlaubnis fragen.

Baltikum

In den baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen ist das wilde Campen erlaubt, eine Ausnahme bilden Nationalparks und Naturschutzgebiete. Es sind jedoch ein paar Verhaltensgrundsätze zu beachten: So dürfen Tiere nicht belästigt werden, Lärm ist tabu und selbstverständlich darf kein Müll zurückgelassen werden.

Schottland

Schottland gehört zu Großbritannien, wo es viele unterschiedliche Regeln gibt. In Schottland gibt es ein eigenes Gesetz, welches wildes Campen erlaubt. Zu beachten ist jedoch ein Verhaltenskodex, der in das Gesetz integriert ist. So sollte man offenes Feuer in trockenen Gebieten vermeiden und keine Bäume abschlagen.

Schweden, Norwegen und Finnland

In Schweden entstand vor vielen Jahren das Jedermannsrecht, was sich auf die Nachbarländer Norwegen und Finnland ausgedehnt hat. Dieses Recht besagt, dass das Land allen Menschen zur Verfügung stehen muss. Dieses Recht gilt auf allen staatlichen Grundstücken wie auch auf Privatgrundstücken. Also eine offizielle Erlaubnis zum Campen unter freiem Himmel. Doch auch hier gelten einige Verhaltensregeln. Man darf sein Zelt nicht in Sichtweite eines Wohnhauses aufschlagen und offenes Feuer auf Privatgrundstücken ist untersagt. Autos und Wohnwagen dürfen hingegen nicht überall geparkt werden.

Der Autor: Benedikt Baier

Benedikt Baier arbeitet nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann seit Oktober 2021 als dualer BWL-Student bei der Württembergischen Versicherung und unterstützt in seinem aktuellen Praxissemester im Bereich Content.

Campen ist mehr als nur ein Hobby, es ist ein Lebensgefühl.

Benedikt Baier Redakteur Württembergische Blog

Benedikt Baier

Redakteur württgemacht Blog

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