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Wie seriös sind Finfluencer?
15.09.2022 - Finfluencer mischen die Finanzberatung auf. Fast ein Viertel der Deutschen hat schon einmal eine finanzielle Entscheidung aufgrund eines Tipps auf Social Media getroffen.
Lesedauer: 5 Minuten
Was Influencer sind, wissen mittlerweile wohl die meisten Menschen: Online-Persönlichkeiten, die mit ihrer Reichweite in den sozialen Medien unterhalten, informieren, verkaufen. Für so gut wie jedes Thema gibt es Influencer.
Das berühmteste Beispiel sind die klassischen Modeblogger, die ansprechende Bilder in trendigen Outfits posten und Modelabel oder Händler per @ hervorheben. Werbung, die unterschwelliger und - je nach Zielgruppe - erfolgreicher nicht sein kann.
Der seit einigen Jahren anhaltende Hype um Finanzanlagen, Crypto-Währungen & Co. hat zum Aufstieg der Gattung der Finfluencer, also der Finanz-Influencer beigetragen. Laut unserer repräsentativen Erhebung wissen bereits 23,8 % aller Befragten, worum es sich bei Finfluencern handelt. Weitere 27,8 % haben davon gehört, jedoch kein konkretes Bild davon vor Augen. Sei es auf Instagram, TikTok, Facebook oder YouTube: Mehr und mehr Online-Personalities fühlen sich berufen, uns virtuell an ihrem Finanzwissen teilhaben zu lassen.
Viele Menschen sehen anderen per Livestream beim Videospielen zu und haben Freude an den Reaktionen der Spieler. Bei Finfluencern wird mitunter gemeinsam über ein besonders einträgliches Investment gejubelt. Die meisten Finfluencer haben sich zur Aufgabe gemacht, die Finanzwelt mit einfachen Worten zu erklären, die Höhen und Tiefen der Aktienkurse verstehbar zu machen und selbst vor dem gespannten Publikum zu investieren. Anlagetipps inklusive: 24,5 % unserer Befragten geben an, schon einmal eine finanzielle Entscheidung aufgrund eines Tipps auf Social Media getroffen zu haben.
Wir wollen in einem Kurzinterview von Daniel Jehle, einem unserer Finanzexperten bei der Württembergischen Lebensversicherung, wissen, was einen wirklich guten Anlagetipp ausmacht - in den sozialen Medien oder anderswo.
Der Anlagetipp sollte verständlich sein und sich vor allem an eine konkrete Zielgruppe richten. Denn auch der beste Anlagetipp kann nur so gut sein wie die vorangegangene Beratung. Voraussetzung einer echten Empfehlung ist in jedem Fall die umfangreiche Erfassung der Wünsche und Bedürfnisse der Kunden, um eine dazu passende Lösung aufzeigen zu können. Relevant sind...
...und weitere Faktoren, die für die individuelle Situation des jeweiligen Anlegers relevant sind.
Die Tipps sollten nachvollziehbar begründet und mit entsprechenden Zusatzinformationen flankiert werden. Wichtig ist aber, zu wissen, dass ein allgemeiner Tipp keine individuelle Empfehlung ist. Letztere basiert auf einer Beratungsleistung, die an diverse Vorgaben zur Qualitätssicherung gebunden ist: hier geht es um den Nachweis von Sachkunde, gesetzliche Anforderungen an die zu erhebenden Kundeninformationen, etablierte Aufsichtsbehörden und viele weitere Rahmenbedingungen, die für Berater und Kunden Sicherheit schaffen.
Wenn Anlagetipps als allgemeingültig dargestellt werden, ist Vorsicht geboten. Die Kombination von Sicherheit, Chance und Flexibilität ist immer nur zu einem gewissen Maß möglich und keine Anlage kann für alle potentiellen Anleger gleichermaßen passen.
Ende des Interviews - Wir danken für Ihre Zeit und Ihre Insights!
Eigentlich, so ergibt sich aus der Recherche und dem Interview mit unserem Experten, müssten wir hierauf zwei Antworten geben.
Die logische Folgefrage: Wie unterscheide ich zwischen den beiden Arten von Finfluencern? Selbst die BaFin setzt sich mit der Thematik auseinander.
Woran kann die Qualität der Empfehlungen und Tipps eines Finfluencers also festgemacht werden und woran nicht? Wir sammeln ein paar Tipps, Prinzipien und Ratschläge. Ganz grundlegend: Sich mit einer Portion „gesunden Misstrauens“ durch das Internet zu bewegen ist schon die halbe Miete.
Nein. Gefällt mir- Angaben und Followerzahlen in den sozialen Medien sind im besten Fall eine vage Aussage bezüglich der Qualität des Inhalts, im schlimmsten Fall sogar gekauft.
Wie unser Experte im Interview betont, ist die Kombination aus Chance, Sicherheit und Flexibilität bei einer Geldanlage immer nur bis zu einem gewissen Maß möglich. Prüfen Sie die Empfehlungen von Finfluencern bei unabhängigen Quellen, wie beispielsweise der Verbraucherzentrale.
Das Thema wurde oben schon angerissen, darf jedoch gerne wiederholt werden: Wenn ein Investment „nur jetzt!“ getätigt werden kann und Sie sich als Anleger unter Zeitdruck gesetzt fühlen, sollten die Alarmglocken schrillen. Dasselbe gilt, wenn Sie für „die noch besseren“ Tipps und Empfehlungen in kryptische Chatrooms oder Messenger-Apps wechseln müssen.
Wer seine Tipps einem breiten Publikum kostenlos gibt, der verdient womöglich auf andere Weise daran. Behalten Sie im Hinterkopf: Der Finfluencer könnte im Auftrag des Unternehmens hinter dem angepriesenen Anlageprodukt handeln. Das ist nicht verboten, muss aber gekennzeichnet werden.
Wer eine große Menge Follower animieren kann zu investieren, dem steht potenziell offen, über eine falsche Empfehlung Kurse zu manipulieren. Diese Möglichkeit soll keineswegs als „Generalverdacht“ gegenüber Finfluencern verstanden werden. Kriminelle haben in der Vergangenheit jedoch bewiesen, dass sie über vermeintliche Anlagetipps in der Lage sind, die Kurse und Preise von Aktien zu beeinflussen.
Diese Masche ist für den Follower eines Finfluencers kaum zu durchschauen – was die Tipps #2 und #3 untermauert.
Johannes Traub arbeitet seit Juni 2019 bei der Württembergischen Versicherung und kümmert sich um alles, was sich Content nennen darf. Mit seiner Erfahrung in den Bereichen Gesundheitsmanagement, Marketing sowie im Journalismus sorgt er dafür, dass die Inhalte der Württembergischen so viel klare Kante zeigen wie ihr Slogan.
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