• Unfallgefahr Sekundenschlaf: Mann macht Pause von der Autofahrt an einer Tankstelle
Mobilität

Unfallgefahr Sekundenschlaf

13.12.2022 - Müdigkeit ist eine häufig unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr. Insbesondere in der dunklen Jahreszeit, mit schwierigen Straßenverhältnissen, müssen Sie vorsichtig sein.

Lesedauer: 5 Minuten

Am Steuer einschlafen: Lebensgefahr

Ich habe diese Erinnerung immer noch bildlich vor Augen: Ich fahre auf der Autobahn auf der linken Spur. Circa 200 Meter vor mir fährt ein Kleinwagen. Plötzlich driftet das Auto immer weiter nach rechts, erst auf die rechte Fahrbahn, dann auf den Seitenstreifen und dann in Richtung danebenliegender Wiese mit Graben. Das Fahrzeug nimmt zwei bis drei Leitpfosten mit, bevor es plötzlich steil nach links zurück auf die Autobahn zieht. Glücklicherweise war kein anderes Auto auf der Fahrbahn und auch ich hatte genügend Abstand. Doch der Schock saß erstmal tief. An der nächsten Raststätte stieg ein Vater und seine Tochter aus und er bestätigte mir meine Vermutung: Er ist am Steuer eingeschlafen.

Wie gefährlich ist Sekundenschlaf? Hier ein paar Fakten:

Im Jahr 2021 gab es in Deutschland 1.507 durch Müdigkeit ausgelöste Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden (Statistisches Bundesamt, 2022). Bei einer von uns beauftragten Studie mit 400 Befragten gab jeder Zehnte (11,2 %) an, bei einer Fahrt schon einmal ungewollt kurz eingeschlafen zu sein.

Anzeichen für Müdigkeit…

… wie zum Beispiel häufiges Gähnen (38,1 %) oder das Zufallen der Augen (15 %), erlebten jedoch deutlich mehr Personen. Auch besorgniserregend: 20,4 % der Befragten haben schon einmal eine Strecke zurückgelegt und hatten im Nachhinein keinerlei Erinnerung an die Wegstrecke. Dabei ist Unkonzentriertheit und Sekundenschlaf äußerst gefährlich: Eine Sekunde Unachtsamkeit bei 100 km/h führt zu einer zurückgelegten Wegstrecke von 27,8 m. Fünf Sekunden führen zu 138,9 m und zehn Sekunden sogar zu 277,8 m (ADAC e.V. 07.2021).

Eine Pause beim Autofahren…

… legen die meisten Befragten (43,9 %) alle zwei bis drei Stunden ein. Doch knapp zehn Prozent legen eine Pause erst alle vier bis fünf Stunden oder sogar erst nach fünf Stunden ein. Frauen machen tendenziell eher eine Pause beim Autofahren als Männer, das erkennt man an der folgenden Tabelle:

Wie oft legst du durchschnittlich bei längeren Autofahrten eine Pause ein?

Frauen

Männer

Einmal pro Stunde bzw. alle 1 – 2 Stunden

28,5 %

17,7 %

Alle 2 – 3 Stunden

46,2 %

41,4 %

Alle 3 – 4 Stunden

15,6 %

28,2 %

Alle 4 – 5 Stunden

6,5 %

9,9 %

Erst nach 5 Stunden

3,2 %

2,8 %

Vorgeschriebene Assistenzsysteme

Ende 2019 trat die EU-Verordnung 2019/2144 in Kraft. Diese Verordnung regelt, dass in der EU ab dem 6. Juli 2022 alle neuen typgenehmigten Pkw und ab dem 7. Juli 2024 alle neu zugelassenen Pkw zusätzliche Assistenzsysteme an Bord haben müssen. Dazu gehören Müdigkeitswarner, welche die Augen- bzw. Lidbewegungen und/oder auch die Lenkbewegungen aufzeichnen und den Fahrer oder die Fahrerin bei erkennbarer Müdigkeit warnen. Auch ein Notfall-Spurhalteassistent ist verpflichtend. Dieser warnt den Fahrer, wenn das Fahrzeug ungewollt die Spur verlässt. Dieser Notfall-Assistent ELK (Emergency Lane Keeping) lenkt beispielsweise stark ein, wenn das Fahrzeug von der Straße abzukommen droht oder in den Gegenverkehr gerät. Beide Systeme können bei Sekundenschlaf helfen – der Müdigkeitswarner präventiv vor dem Einschlafen und der Spurhalteassistent reaktiv, falls tatsächlich etwas passiert.

Doch werden solche Müdigkeitswarner aktuell schon genutzt?

In unserer Umfrage gaben 18,5 % an, solch ein Assistenzsystem, das vor Müdigkeit warnt, bereits zu kennen und zu nutzen. 31,3 % kennen und nutzen so ein System noch nicht.

Positiv zu betrachten ist, dass die Mehrheit (63,8 %) nach einer Warnung des Assistenzsystems sofort bei der nächsten Gelegenheit anhalten würde, um sich auszuruhen. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass 36,2 % dies nicht tun würden. Genau betrachtet zeigt sich:

  • 24,3 % fahren erst noch ein Stück bis sie wirklich nicht mehr können und ruhen sich dann erst aus
  • 10,1 % ruhen sich nur aus, wenn es in ihren Zeitplan passt
  • 1,9 % ignorieren das System, da sie der Meinung sind selbst einschätzen zu können, wann sie eine Pause benötigen.

Alle drei genannten Optionen sind kritisch zu betrachten, da viele Menschen ihre Müdigkeit und somit auch die Gefahr am Lenkrad einzuschlafen unterschätzen.

Bei Betrachtung der unterschiedlichen Altersgruppen, zeigt sich dann auch ein sehr unterschiedliches Bild: Während 81,1 % der 55-65-Jährigen sofort anhalten würden, würden dies nur 44,1 % der 18-34-Jährigen tun. 8,9 % der besonders jungen Autofahrer (18-24 Jahre) würden das System auch ignorieren, wohingegen das in den anderen Altersgruppen maximal 0-1,5 % machen würden. Sind die jüngeren Fahrer risikofreudiger oder haben Sie vielleicht einfach weniger Erfahrung mit Müdigkeit am Steuer und schätzen es daher unterschiedlich ein?

Was hilft bei Müdigkeit im Auto?

Berufskraftfahrer müssen ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pausen einhalten. Unsere Befragung zeigt, dass viele Autofahrer versuchen die Müdigkeit mit unterschiedlichen Mitteln zu überwinden:

  • Kurz frische Luft holen an der Raststätte: 63,2 %
  • Offenes Fenster: 58 %
  • Kaffee oder Energydrinks: 51 %
  • Bewegung/Gymnastik an der Raststätte: 41,7 %
  • Ablenkung bspw. durch Mitfahrer: 31,3 %
  • Laute Musik: 29,4 %
  • Telefonieren: 7,6 %

Die meisten der genannten „Wachhaltemittel“ sind nicht sinnvoll, sondern gefährlich. Am effektivsten hilft ein kurzer Schlaf von 15 – 20 Minuten auf der Raststätte. Dies machen immerhin 27 % der Befragten. Auch ich habe mich schon ein paar Mal auf einer Raststätte oder einen Supermarktparkplatz schlafen gelegt. Zunächst fühlt sich das etwas komisch an, man fühlt sich beobachtet durch die offenen Scheiben und bequem ist es auch nicht. Trotzdem habe nach dem kleinen Nickerchen eine deutliche Verbesserung beim Autofahren festgestellt. Laut ADAC können Sie die Wirkung des Schlafes noch steigern, wenn Sie zuvor starken Kaffee oder einen Energydrink trinken. Koffein wirke erst nach circa 30 Minuten und verstärke den wachmachenden Effekt. Das alles ersetzt aber natürlich nicht den normalen Nachtschlaf.

Bin ich bei Sekundenschlaf versichert?

Ob die Kfz-Versicherung auch bei Schäden durch Sekundenschlaf absichert, hängt vom Einzelfall ab. In der Regel sind Sie versichert. Ihr Versicherer kann jedoch prüfen, ob Sie grob fahrlässig gehandelt haben. Daher kann es sein, dass nur ein Teil der Schadensumme übernommen wird. Für Ihre eigene Sicherheit und die aller Straßenverkehrsteilnehmer sollten Sie bei einsetzender Müdigkeit auf jeden Fall eine Fahrpause einlegen.

Eine private Unfallversicherung kann Sie vor den finanziellen Folgen eines Unfalls absichern. Die gesetzliche Unfallversicherung greift nur bei Unfällen, die sich bei der Ausübung der beruflichen Tätigkeit oder Ausbildung ereignen oder auf dem direkten Hin- und Rückweg zum und vom Arbeitsplatz (Kindergarten, Schule oder Uni). Unfälle, die während der Freizeit passieren, sind nicht abgesichert. Unsere private Unfallversicherung mit Premiumschutz bietet mit einer einmaligen Invaliditätsleistung und einer lebenslangen Unfallrente finanzielle Sicherheit auch beim Sekundenschlaf. Weitere Leistungen wie Reha- oder Familien-Management ergänzen den Versicherungsschutz.

Welche rechtlichen Konsequenzen muss ich bei einem Unfall durch Sekundenschlaf befürchten?

Wenn Sie übermüdet Auto fahren und deshalb einen Unfall verursachen, kann Ihnen eine fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs vorgeworfen werden. Werden bei dem Unfall sogar Menschen verletzt, ist der Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung möglich, beim Tod der Unfallbeteiligten sogar fahrlässige Tötung. Abhängig von der Schwere des fahrlässigen Handelns und des Unfalls kann das Strafmaß zwischen einem Bußgeldbescheid ohne Führerscheinentzug bis hin zu hohen Geld- oder Gefängnisstrafen mit Führerscheinentzug ausfallen.

#württgemacht Fazit:

Fahren Sie bei auftretender Müdigkeit im Auto auf gar keinen Fall weiter! Sie gefährden nicht nur sich, sondern alle anderen Verkehrsteilnehmer. Befolgen Sie folgende Tipps:

  • Legen Sie frühzeitig und regelmäßig Pausen ein. Der ADAC empfiehlt nicht länger als zwei Stunden am Stück zu fahren.
  • Wechseln Sie sich wenn möglich mit Ihrem Beifahrer ab.
  • Legen Sie einen 15- bis 20-minütigen Erholungsschlaf auf der Raststätte ein, wenn Sie müde werden.

Die Autorin: Katharina Schmidl

Katharina Schmidl arbeitet seit 2021 bei der Württembergischen Versicherung als Content Marketing Managerin. Ihre Leidenschaft für Content hat sie während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften entdeckt und seitdem in verschiedenen Positionen in Marketing und Kommunikation eingesetzt.

15 Minuten später aber dafür sicher ankommen - das sollte für jeden drin sein.

Katharina Schmidl Autorin Württembergische Blog

Katharina Schmidl

Redakteurin württgemacht Blog

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