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Quantified Self: Die Selbstvermessungs-Bewegung
21.11.2024 - Man vermesse mich ordentlich und sage mir, wie gesund ich bin! Mitglieder der Quantified Self Bewegung messen beinahe alles, was auch nur peripher mit ihrem Körper und der Gesundheit zu tun hat.
Lesedauer: 5 Minuten
Diese gespenstische Nachricht erschien auf dem Bildschirm einer Frau, während sie ein Fitness-Game spielte. Die auf Bewegungen reagierenden Controller in ihren Händen hatten anhand ihres Herzrhythmus ein für einen kommenden Infarkt typisches Muster festgestellt und die Konsole blendete die Warnung auf dem Bildschirm ein, unterbrach eigenständig das Spiel dafür.
Diese Geschichte und das dazu gehörende Video stellten sich hinterher als aufwendig produzierter Scherz und, ganz nebenbei, medizinisch nicht haltbaren Humbug heraus. Trotzdem regt sie zum Nachdenken an: Wie gläsern ist unsere Gesundheit eigentlich bereits?
Die Antwort darauf könnten Anhänger der Quantified Self Bewegung geben, denn für die gibt es nichts Faszinierenderes, als die eigenen Gesundheitsdaten detailgenau zu messen.
Wer eine Smartwatch trägt, weiß wie viel der kleine digitale Assistent bereits messen – cooler: „tracken“ – kann. Herzschlag, Atemfrequenz, genommene Schritte, Kalorienverbrauch, und-und-und. Besonders Neugierige gehen einen Schritt weiter und prüfen, wie es um den eigenen Schlafrhythmus steht, indem sie die Anzahl der Tiefschlafphasen, REM-Schlafphasen und die gesamte Schlafdauer festhalten.
Diese Werte würden Gary Wolf und Kevin Kelly wahrscheinlich als nicht besonders atemberaubend bezeichnen. Die beiden Redakteure des amerikanischen „Wired“ Magazins für Computer, Programme, Gaming und Technik gelten als Begründer der Quantified Self (QS) Bewegung. Ihre 2007 ins Leben gerufene Website quantifiedself.com ist nach wie vor wichtigstes Forum der weltweit aktiven Selbst-Optimierer.
Die Idee: Eine Plattform schaffen, auf der Menschen die Erfahrungen und Erkenntnisse ihrer Selbstvermessung teilen können. Schlussendliches Ziel aller Eigen-Tracker ist, die persönliche Gesundheit mittels selbst erhobener Daten zu verbessern.
Die bereits erwähnte Smartwatch ist nur eines von vielen Geräten, mit dem die eigenen Vitalwerte gemessen werden können. Wer sich selbst optimieren will, der braucht eine Reihe von digitalen Assistenten sowie die Daten, die sie erheben.
Oberstes Ziel ist der Erhalt der eigenen Gesundheit. Diese Gesundheit ist jedoch mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit.
Was lässt sich denn so alles messen? Den QS-Fans gehen die Ideen wahrscheinlich nicht aus.
In vielen Städten weltweit gibt es regelmäßige QS-Meetups, bei denen Mitglieder ihre Erfahrungen und Techniken austauschen. Außerdem finden jährlich QS-Konferenzen statt, bei denen Experten Vorträge halten und Workshops anbieten.
Glücklich, wer seine Gesundheit in- und auswendig kennt. Unglücklich, wenn der App-Hersteller genau diese Gesundheitsdaten an den Meistbietenden verkauft? Die digitale Messung unserer Gesundheitsdaten wirft besonders bei Datenschützern Fragen auf.
Andere Kritikpunkte sind eine befürchtete Datenüberflutung und ethische Fragen: Noch ist kaum erforscht, wie gesund es – aus psychischer Sicht – ist, ständig Daten über sich selbst zu sammeln und zu analysieren. Nicht alle QS-Anhänger haben einen medizinischen beruflichen Hintergrund und sind in der Lage, neue Erkenntnisse über ihren Körper korrekt einzuordnen. Es droht die Gefahr falscher Rückschlüsse.
Die "Quantified Self" Bewegung hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir über unser Wohlbefinden nachdenken, zu verändern. Durch die Kombination von Technologie und persönlicher Analyse wird theoretisch zahlreichen Menschen ermöglicht, gesundheitsbewusste Entscheidungen über ihren Lebensstil zu treffen. Aus der Perspektive digitalen Fortschritts betrachtet verdient die QS-Bewegung großen Applaus.
Die erwähnten Risiken und Kritikpunkte stehen allerdings im Raum: Was tut die gläserne Gesundheit mit dem Menschen? Wer hilft einem Laien bei der Interpretation einer erhöhten Herzfrequenz? Es droht die Gefahr, Menschen mit selbsterschaffenen Unsicherheiten allein zu lassen. Stichwort: Digitale Hypochondrie.
Unser Tipp: Kunden unserer privaten Krankenversicherung können sich dank unseres Partners CorporateHealth medizinisch durchchecken lassen:
Johannes Traub arbeitet seit Juni 2019 bei der Württembergischen Versicherung und kümmert sich um alles, was sich Content nennen darf. Mit seiner Erfahrung in den Bereichen Gesundheitsmanagement, Marketing sowie im Journalismus sorgt er dafür, dass die Inhalte der Württembergischen so viel klare Kante zeigen wie ihr Slogan.
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